Tagung Plattform Land "Generationen Leben & Wohnen im Dorf"

Wie wird generationengerechtes Leben im ländlichen Raum von Kommunen und BürgerInnen umgesetzt?

Der demographische Wandel birgt neue Herausforderungen für das Leben und Wohnen im ländlichen Raum. Um alten und jungen Menschen attraktives Leben im Dorf weiterhin zu ermöglichen, benötigt es neue Modelle des Wohnens und Zusammenlebens. Wie generationengerechtes Leben von der Kommune und BürgerInnen gestaltet werden kann, wurde am 30. Mai auf der Tagung „Generationen Leben & Wohnen im Dorf“ von der Plattform Land in Sarntal, Südtirol diskutiert.

Neue Formen des Wohnens nötig I Die Zahlen, die Thomas Streifeneder von der EURAC präsentierte, sind eindeutig: Jeder fünfte Bürger war 2015 über 65 Jahre alt, in nur zehn Jahren werden es bereits 25 Prozent sein. Und aufgrund einer immer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung – jene der Frauen steigt in den nächsten Jahren um sechs Jahre, die der Männer um fünf – wird das Thema „Leben im Alter“ immer aktueller. Weitere Faktoren, wie der Klimawandel, die Mobilität oder der Wunsch älterer Menschen nach einem Leben in vertrauter Umgebung, erfordern, das Wohnen auf dem Land teilweise neu zu gestalten, waren Landesrätin Waltraud Deeg und Landesrat Arnold Schuler überzeugt. „Die Nachfrage nach neuen Wohnformen, die selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen, wird zunehmen.“

Hier sieht Andreas Schatzer, Präsident der Plattform Land, auch die Gemeinden stark gefordert, die wiederum die Unterstützung des Landes brauchen. „Ebenso wichtig ist das Engagement der Bevölkerung. Besonders in kleinen Gemeinden kann dank der Ehrenamtlichen das Miteinander der Generationen positiv gestalten werden.“


Generationengerechtes Leben durch kommunales und bürgerschaftliches Engagement I Eine Möglichkeit, dem demografischen Wandel zu begegnen, ist das generationenübergreifende Leben. Ein Beispiel dafür gibt es in der Gemeinde Eichstetten in Baden-Württemberg. „Die Bevölkerung hat, mit Hilfe der Gemeinde, den Generationenvertrag übernommen“, berichtete der frühere Bürgermeister Gerhard Kiechle. Die Gemeinde habe Strukturen angekauft und engagierten Bürgern zur Verfügung gestellt, die dort Dienste für ältere Menschen anbieten. „Wir haben ein Seniorenhaus, Pflegewohngruppen, bieten Nachbarschaftshilfe oder die Tagespflege an. Dabei werden ehrenamtliche Mitarbeiter von Fachpflegekräften unterstützt.“ Ohne die aktive Beteiligung der Bevölkerung wären diese Strukturen kaum möglich. Zudem achten Gemeinde und Ehrenamtliche auf den Austausch zwischen den Generationen. „Im Seniorenhaus gibt es neben Sozialräumen, Wohnungen für betreutes Wohnen oder einer Tagespflegeeinrichtung ein integratives Cafè, Wohnungen für junge Familien und ein Geschäft. Daneben werden Grundschüler betreut. Der Kontakt zwischen Jung und Alt fördert das gegenseitige Verständnis“, so Kiechle.
In Langenfeld in Bayern steht ein preisgekröntes Mehrgenerationenhaus. „Auch wir setzen stark auf eine Daseinsvorsorge in der Hand der Gemeinde, Bürgerinnen und Bürgern. Dafür nutzen wir ausschließlich ehemals leerstehende Gebäude, die die Gemeinde erwirbt, umbaut und den Bürgern zur Verfügung stellt – für Dienste für alte, aber auch junge Menschen“, erklärte Reinhard Streng, Bürgermeister von Langenfeld. Ähnlich wie in Eichstetten hat der Kontakt zwischen den Generationen eine zentrale Bedeutung. „Wir haben einen Seniorentreff, betreute Wohngemeinschaften, eine Krabbelgruppe, ein Nachhilfeangebot für Schüler und ein Internetcafè unter einem Dach.“ Zudem konnte im Dorf ein Dorfladen und ein Wirtshaus wiedereröffnet werden. Sehr beliebt sei auch der „Mittagstisch“, wo sich ältere Menschen und Kindergartenkinder zum gemeinsamen Mittagessen treffen.


Um ein gutes generationenübergreifendes Wohnen am Land zu garantieren, seien viele Maßnahmen wichtig, unterstrich die südtiroler Landesrätin Waltraud Deeg . „Die Wohnbauförderung zählt genauso dazu wie die Raumplanung oder die Schaffung von Wohnraum für betreutes generationenübergreifendes Wohnen. Aufgabe der Politik ist es, hier die Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Zukünftig könnte das Mehr-Generationen-Wohnen besonders gefördert werden. Welchen Bedarf es an den verschiedenen Zukunftsmodellen des Wohnens gibt, wird derzeit erhoben.