LEADER-Jahrestagung 2020 - Schwernpunktthema: Digitalisierung

Wie kann durch die Digitalisierung die Lebensqualität in ländlichen Regionen erhalten oder verbessert werden?

Dank der professionellen Organisation und technischen Unterstützung durch das Netzwerk Zukunftsraum Land konnte die diesjährige LEADER-Jahrestagung als Online-Konferenz abgehalten werden. Rund 140 TeilnehmerInnen aus dem In- und Ausland diskutierten zum Schwerpunktthema Digitalisierung, tauschten Erfahrungen aus verschiedenen LEADER-Regionen aus und erörterten neue Chancen für den ländlichen Raum.

 

Ziel der Veranstaltung | Die Bevölkerung in Österreich wächst kontinuierlich. Allerdrings konzentrieren sich Voraussagen zur Folge Zuwächse auf die großen Städte und deren Umland. Aktuell leben rund 45% der Österreichischen Bevölkerung in ländlichen Regionen, die insbesondere in peripheren Lagen in ihrer Entwicklung vor großen Herausforderungen stehen. Fragen, wie Länder und Gemeinden der Abwanderung entgegenwirken können, wie eine gute Daseinsvorsorge gewährleistet sein kann und wie die Regionen als attraktive Wohn- und Arbeitsräume nachhaltig weiterentwickelt werden können, sind nicht neu. Vortragende der LEADER-Jahrestagung 2020 begegnen diesen Herausforderungen mit den Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung und räumen neuen Technologien eine zentrale Rolle ein, um strukturelle Nachteile zu reduzieren.

 

Inhalte der Veranstaltung

 

Covid-19 als Verstärker digitaler Entwicklungen | Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen werden mehrheitlich nicht als „Gamechanger“, sondern als Beschleuniger von Entwicklungen bezeichnet. Die Digitalisierung zeigte sich in der Corona-Krise als wesentlicher Erfolgsfaktor für die Bewältigung von Problemstellungen. Nach Berichten der Experten/-innen können bereits über 75% der Arbeitnehmer/-innen ihre Arbeit ortsunabhängig durchführen. Dennoch stellte vor Corona die Möglichkeit von Homeoffice und Teleworking für viele Unternehmen keine Option dar. Das Zeitalter der Digitalisierung ermöglicht eine flexible Arbeitsplatzgestaltung und kann ländliche Gegenden in einen mulitlokalen Raum verwandeln. Zeitgleich bietet Covid-19 die Chance einer Aufhebung der Stadt-/Landmentalität: die Städte werden immer Grünen, die Kreativen gehen in den ländlichen Raum.

 

Brain-Drain, Coworking | Kürzlich durchgeführte Umfragen kommen zum Ergebnis, dass eine Vielzahl befragter Personen das Landleben als sehr attraktiv einstuft. Ein möglicher Umzug oder eine Rückwanderung wird primär von zwei Faktoren abhängig gemacht: der soziale Faktor (Familie, Freunde) und der harte Faktor „Arbeit“. Wenn beides gut vereinbar ist und die Rahmenbedingungen (z.B. Mobilität, Breitband, Kinderbetreuung, Versorgung, …) stimmen, kann der ländliche Raum einen Aufschwung erleben. Das Schaffen zeitgemäßer Arbeitsorte wird in Zeiten einer „placeless Society“ als immer wichtiger angesehen. So boomen beispielsweise Coworking Spaces in Großstädten, und auch in ländlichen Regionen entwickeln solche immer erfolgreicher. Besonders in ländlichen Räumen sind kreative Ansätze zur Mehrfachnutzung von Coworking Spaces gefragt: Coworkation (ein Arbeitsplatz für Urlauber), die Vermietung von Seminarräumen oder die Nutzung größerer Coworking-Büroflächen für Veranstaltungen der Gemeinde oder von Vereinen. Diese Lösungsansätze machen deutlich, dass sich Bereiche (Coworking/Coliving) immer mehr überlappen. Neben zeitgemäßen Angeboten ist auch das gute Image einer Region, ihre Offenheit und das Vorhandensein von Netzwerken erforderlich um die junge Bevölkerung im ländlichen Raum zu halten oder anzulocken.

 

Potential weiblicher Fachkräfte | Österreich verzeichnet einen hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigen, wobei es sich vorwiegend um Frauen handelt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sorgt immer wieder für Diskussionen. Auch hier können mit Hilfe der Digitalisierung flexible Arbeitszeitmodelle (Alternierende Telearbeit) geschaffen werden um Frauen mehr berufliche Möglichkeiten zu geben. Zugleich kann so dem Fachkräftemangel in einer Region entgegengewirkt werden.  Ergänzend dazu müssen essentielle Rahmenbedingungen, z.B. die Kinderbetreuung, stimmen.

 

Fördermöglichkeiten | Ohne die notwendige Infrastruktur und eine unterstützende Förderlandschaft kann jedoch auch die Digitalisierung in all ihren Bereichen schwer voranschreiten. So wurde im Rahmen der LEADER-Jahrestagung auch der digitale Aktionsplan des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort vorgestellt. Dieser Aktionsplan soll dafür sorgen, dass alle Österreicherinnen und Österreicher von den Chancen der Digitalisierung profitieren. Verfolgt werden dabei drei wesentliche Grundsätze:

  • Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen
  • Lebensqualität für Menschen in allen Regionen und Altersgruppen erhöhen
  • sicheren, modernen und zugänglichen Verwaltungsservice für Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger bieten

Auch der Breitbandausbau – die 5G-Strategie wurde im Zuge der Veranstaltung erörtert. Die österreichische Bundesregierung forciert mit dieser "Digitalen Offensive" den wettbewerbsorientierten und technologieneutralen Ausbau von flächendeckenden Breitband-Hochleistungsinfrastrukturen auf Basis der Zielsetzungen der "Breitbandstrategie 2030", die aus Mitteln des BMDW und anderer Ministerien gefördert wird:

  • in Ballungsgebieten (etwa 70 Prozent der Haushalte) ultraschnelle Breitband-Hochleistungszugänge (dh. eine Downloadrate von mind. 100 Mbit/s) zur Verfügung haben
  • 2020 soll eine nahezu flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit ultraschnellen Breitband-Hochleistungszugängen erreicht werden

 

Weitere Informationen: