Interview mit Obmann Alfons Rastner vom Verein Schloss Matrei-Trautson

Zwischen Herzblut, Zukunftsvision und Unkenrufen - die Revitalisierung Schloss Matrei- Trautson. Ein Interview mit Vereinsobmann Alfons Rastner.

>> Was meint man eigentlich mit der „Perle des Wipptales“?

Beim Schloss Matrei-Trautson handelt es sich um eine von drei Burgen, die im Jahre 1221 von Graf Albrecht II von Tirol errichtet wurden. Die Schlossanlage wurde ehemals als „Perle des Wipptales“ bezeichnet. Leider wurde sie in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges durch amerikanische Bomber vollkommen zerstört.

>> Wie ist die Idee rund um den Verein und die Revitalisierung des Schlosses entstanden?

Die Idee der Revitalisierung stammt aus einer Ideenfindungsaktion unter reger Beteiligung der heimischen Bevölkerung im Wipptal. Hier wurden mögliche Projektideen erörtert und die Menschen nach ihren Wünschen und Anregungen für die Region befragt. Auf Basis dieser Ideen wurden Aspekte herausgenommen und die Konzepte für beispielsweise die Hängebrücke, der Schutz des Denkmals oder der Erschaffung einer Kulturstätte erstellt.

Anfang 2017 erfolgte dann die Gründung des Vereins Schloss Matrei-Trautson. Das langfristige Ziel des Vereins liegt darin, das gesamte Schlossareal mitsamt der denkmalgeschützten Gebäude als Veranstaltungszentrum, Freizeit-, Sport- und Naherholungsraum zu etablieren.

>> Wie kann man sich die Finanzierung solch großer Projekte vorstellen?

Diverse Förderstellen konnten vom Engagement und dem Willen zur Umsetzung unseres ehrgeizigen Projekts überzeugt werden und bereits Anfang 2018 kamen die ersten Zusagen für eine Unterstützung. Solche Projekte können jedoch nur durch die großzügige Förderung von Bund, Land und der Europäischen Union verwirklicht werden. Der laufende Betrieb wird durch Mitgliedsbeiträge, Gönner und großzügige Firmenspenden finanziert. Als förderndes Mitglied des Vereins Schloss Matrei-Trautson kann jeder - der Interesse hat, sich an der Umsetzung des Großprojektes beteiligen und die Vorteile eines Mitglieds zu nutzen. Informationen dazu sind in den Wipptaler Gemeindeämtern erhältlich.

>> Ein Teil des Projektes war die mächtige Hängebrücke, was macht diese besonders?

Beim Überqueren der Brücke eröffnet sich ein eindrucksvolles Bild auf die Schlossanlage im Vordergrund sowie der imposanten Bergwelt allen voran der Serles im Hintergrund. Die Brücke verbindet das Schlossareal mit dem bestehenden Wegenetz in der Großgemeinde Matrei und ist auch öffentlich gut erreichbar, da unteranderem ein Verbindungsweg zum Bahnhof Matrei vorhanden ist.

Eine weitere Besonderheit der Erlebnishängebrücke ist durch die einzigartige Konstruktion, dass bei Windgeschwindigkeiten bis zu 80Km/h die Brücke trotzdem begehbar ist. Die Brücke hat zudem eine Gesamtlänge von 150 Metern und einer Maximalhöhe von 50 Meter über der Sill.

>> Aktuelles und Vergangenes von der Baustelle

Die laufenden Bauarbeiten gehen planmäßig voran, auch wenn das Umfeld aktuell schwierig ist (Lieferschwierigkeiten, Sicherheitsmaßnahmen,..). Die Probleme können aber alle behoben werden, da die ausführenden Firmen optimal zusammenarbeiten.

2018 – wurde mit ersten Sicherungsarbeiten, primär für einsturzgefährdete Burgmauern sowie der Waschküche gestartet.

2019 – lag das Hauptaugenmerk die Kaplanei, die große Dachsanierung mit Schindeln sowie die Errichtung der Zufahrtsstraße.

2020 – gab es erste Grabung, nur seitens der Universität Innsbruck, weil die Summer School wegen COVID-19 nicht stattfinden konnte. Trotzdem bestand reger Kontakt, die Studenten in den USA führten intensive Recherchen über die Bomberstaffeln oder die Abflugorte durch.

>> Wie ist die Kooperation mit der Universität Innsbruck entstanden?

Das Projekt trägt den Namen „Operation Trautson Castle“ (OTC). Geplant ist mit gezielten archäologischen Sondagen die Entwicklung der Burg vom 13. Jh. bis 1945 unter der Einwirkung der Bombentreffer zu untersuchen. Das Projekt intendiert tiefgreifende historische und archäologische Recherchen zu Matrei am Brenner und Burg Trautson und ist auf drei Jahre angelegt. Die Grabungsarbeiten im Areal der Burg sollen helfen die Geschichte und die Zerstörung der Burg besser zu verstehen und in weiterer Folge auch sichtbar zu machen. Das sogenannte „Peace Project“ ist eine Kooperation der Universität Innsbruck mit der  University of New Orleans.

Hier mehr dazu:

 Universität Innsbruck

 Video Universität Innsbruck

 

>> Was ist bisher am Schlosshügel außerhalb der Bauarbeiten und Grabungen so passiert?

Neben den Sanierungsarbeiten und den Grabungen fanden auch diverse Veranstaltungen im Areal statt. Nachfolgend eine beispielhafte Auflistung:

Christkindlmarkt mit verschiedenen Ausstellern in den Jahren 2018, 2020 & 2021

2018 - Tag Denkmals, mit mehr als 1000 Besuchern in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt

2021 „Tag des Denkmals“ – Präsentation der Fundstücke der Grabung mit Rahmenprogram der Musikkapelle Mühlbachl

2022 erste Ausstellungen aus dem Kunstbereich, beispielsweise „Oh ja ich will ...“ vom heimischen Künstler Thomas Schafferer

>> Ein Blick in die Glaskugel, was sind die nächsten Schritte?

Am 25. September 2022 ist wieder ein Tag des Denkmals geplant. An diesem Tag ist die Anlage für alle Interessierten zugänglich. Es werden zudem die Fundstücke der diesjährigen Grabungen ausgestellt und von Fachleuten der Universität betreut.

Im November 2022 steht die Fertigstellung des Rohbau an, während der Innenausbau über Wintermonate geplant ist.

Im Dezember 2022 ist wieder eine Adventveranstaltung geplant, der Zugang sowie Abgang wird wie gewohnt möglich sein.

Im Frühsommer 2023, nach Erarbeitung eines ganzheitlichen Betriebskonzeptes in die der Neubau sowohl das bestehende Kaplaneigebäude eingebunden sein soll, steht der nutzbare Freiraum zur Verfügung.