Brüssel trifft Wipptal!

Was für den Einen verrückt erscheint, ist für den Anderen so mancher Orts gelebte Leidenschaft.

Im Rahmen einer Evaluierung des Fortschrittes der Regionalentwicklung im Wipptal, durften wir am Freitag, den 15. Juli 2022 – EU-Kommissar Jean-Pierre Vercruysse und seine Frau auf einer Study Tour im Wipptal begrüßen. 

Gestartet wurde das straffe Tagesprogram im Matrei am Brenner im Ortsteil Statz. Hier wurde die kleine Gruppe im Gemeinschaftsgarten von Petra Obojes und Margarete Ringler Tiroler Bildungsforum empfangen. Lokale Ernährungsstrategien und partizipative Gemeindegestaltung sind Themen, die immer stärker in der Bevölkerung und im öffentlichen Diskurs wahrzunehmen sind. Ziel der verschiedenen Projekte ist der Austausch in der Gemeinde selbst aber auch mit dem südlichen Wipptal zu stärken und daraus Synergien zu erzeugen. Petra Obojes zeigt sich sehr erfreut über das rege Engagement der Bevölkerung und sprach sich klar für die Notwendigkeit der Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Ernährung, allem voran im Jugendalter aus.

Nach einem kurzen Ortwechsel fand man sich für die nächste Projektpräsentation im Büro des Regionalmanagement in Mühlbachl, Matrei am Brenner ein. Hierfür wurde FH-PROF. DR. Christian Ploder via Zoom direkt in den Seminarraum geschalten, welcher das Projekt „Smarter Villages“ präsentierte. In der Region Wipptal gibt es viele unterschiedliche digitale Auftritte und Abläufe der öffentlichen Verwaltung. Jede der zehn Gemeinden hat eigene Abläufe, eine eigene Website mit einer eigenen Struktur. Die Bevölkerung ist in vielen Bereichen mittlerweile eine Digitalisierung gewohnt und erwartet dies auch in der öffentlichen Verwaltung. In Kooperation mit dem Management Center Innsbruck (MCI) wurde hier an einer digitalen Lösung für eine überkommunalen Plattform gearbeitet. In Zusammenarbeit mit den Studierenden ist ein Prototyp entstanden, der auf die Bedürfnisse der Bewohner des Wipptales ausgerichtet ist und großen Wert auf Benutzerfreundlichkeit legt.

Nach einer sehr angeregten Diskussion wurde die Study Tour im Gschnitztal fortgeführt. Im Mühlendorf Gschnitz wurde die Delegation von Ing. Christian Felder in Empfang genommen und erhielt eine Führung über das Areal. Das Ziel des Projekts Mühlendorf soll einerseits die lokale und regionale Zusammenarbeit zwischen Vereinen und heimischen Firmen fördern, andererseits regionale Impulse für den Tourismus in der Region setzen und Erholungsgebiet werden. Daraus entstanden auch gemeinsame Projekte mit dem südlichen Wipptal, wo beispielsweise ein Kochbuch als Ergebnis genannt werden kann.

Am frühen Nachmittag meldete sich vereinzelt bei den Teilnehmern der Magen zu Wort, so wurde das gute Wetter genutzt, um auf der Laponesalm gemeinsam Mittag zu essen.

Nach kurzer Rast wurde die Delegation von Dr. Helmut Gassebner im Gschnitztal zu einem weiteren Projekt geführt. Im Hinblick auf den globalen Klimawandel ist die Tanne ein Zukunftsträger für die Wipptaler Wälder, da sie als Tiefwurzler gegenüber der Fichte durch höhere Trockenresistenz und geringere Windwurfanfälligkeit große Vorteile bietet. Die Tannen-Reliktwälder im Wipptal sind ein unersetzbares wertvolles genetisches Reservoir für die Aufforstung künftiger Tannenwälder im Wipptal erklärte Dr. Helmut Gassebner. Das Pilotprojekt richtet sich auf Aufforstung von „Tanneninseln“ in Fichtenbeständen für eine zukünftige großflächigere Wiederansiedlung von Tannen in den Wipptaler Wäldern zur Stabilisierung und Aufwertung des Bergmischwaldes in Bezug auf den Klimawandel.

Der letzte Halt führte die Gruppe zu Alfons Rastner auf Maria Waldrast. Nach einer kurzen Führung über das Gelände, bei dem Renovierung der Kirche besonders ins Auge fiel, wurden die letzten Jahrzehnte von Alfons Rastner und Dipl.-Ing Christian Stampfer rekapituliert. Hier wurde die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Gemeinden hervorgehoben aber auch darauf hingewiesen welche Herausforderung hierbei entstehen. „Man muss sich einfach mal etwas trauen, sonst kann nichts weitergehen“, schloss Alfons Rastner die Diskussionsrunde.

Fortgesetzt wurde die Study Tour am Montag, den 18. Juli 2022 im südlichen Wipptal, wo M.Sc. Carmen Turin die Moderation inne hatte. Am Vormittag standen zwei weitere grenzüberschreitende Projekte am Programmplan.

Leicht verdaulichen Produkte, wirtschaftliche Stärkung von Kleinbetrieben und eine besondere Form der Almpflege. Diese geballte Kombination von Regionalentwicklung konnte mit dem Projekt „ZIEGE“ realisiert und den Gästen präsentiert werden. Dieses Projekt fördert die Haltung der Ziege sowie die Veredelung beispielsweise zum Joghurt der Milch.

Wasser ist ein kostbares Erlebnis – das war das Motto des zweiten Projektbesuchs. Im Rahmen des Projektes „Wasserwege“ entstanden eine barrierefreie Möglichkeit auf einer kinderfreundlichen Wanderung sich mit Wasser und all seinen Facetten zu beschäftigen. Hierfür wurden Stationen und Bänke mit naturpädagogischen Elementen geschaffen um dadurch einen Erholungsplatz für alle zu schaffen.

Abgerundet wurde der Besuch mit einem großartigen Picknick am Erlebnisspielplatz Gossensass/Pflersch.

Sichtlich angetan von der alpinen Natur und beeindruckt von der Tragweite der umgesetzten Projekte verließ die belgische Delegation das Wipptal und macht sich weiter auf den Weg nach Osttirol.