Medizinstudium - gut vorbereitet

Aufnahme zum Medizinstudium: WK Reutte tritt Ärztemangel entgegen

So viele Bewerber wie noch nie haben sich dem Aufnahmetest zum Medizinstudium gestellt. Allein an der Med-Uni Innsbruck nahmen rund 3000 am Test teil. Der Druck ist enorm, nur knapp jeder Achte schaffte die Aufnahme. Die Außerferner Kandidatinnen und Kandidaten waren sehr gut vorbereitet. Die Wirtschaftskammer Reutte hat in Zusammenarbeit mit der Regionalentwicklung Außerfern, dem Bezirkskrankenhaus Reutte und dem Gymnasium Reutte bereits zum fünften Mal einen Vorbereitungskurs angeboten. Mit Erfolg: Rund die Hälfte aller bisherigen Kursteilnehmer sicherten sich auf Anhieb einen Studienplatz.

 

Neunstündiger Test

Beim insgesamt neunstündigen schriftlichen Aufnahmetest für Humanmedizin (MedAT-H) wurden das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten (Zahlenfolge, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen, Wortflüssigkeit, Implikationen erkennen) überprüft. Im Testteil „Sozial-emotionale Kompetenzen“ gibt es außerdem den Bereich „Emotionen Erkennen“: Dabei müssen die Bewerber anhand der Beschreibung einer Situation feststellen, wie sich ihr Gegenüber fühlt. Angehende Zahnmediziner mussten statt Textverständnis und dem Erkennen von Implikationen außerdem manuelle Fertigkeiten nachweisen.

Am Reuttener Gymnasium wird mit einem speziellen Wahlpflichtfach versucht das Interesse der Schüler an der Medizin zu wecken. Beim Vorbereitungskurs in der Wirtschaftskammer wird der Stoff für den Aufnahmetest intensiv aufbereitet.

 

Aufnahmetest ist Einstiegshürde

Johannes Kerber aus Pflach, derzeit Ausbildungsarzt am BKH Reutte bestätigt, dass der Aufnahmetest die große Einstiegshürde ist: „Wer einen Studienplatz ergattert, zieht in der Regel sein Medizinstudium auch durch. Die Drop-Out-Quote ist dann gering.“ Kerber möchte nach Beendigung seiner Ausbildung gerne als Arzt im Außerfern tätig sein. Sein Werdegang mit dem Schulbesuch am Gymnasium Reutte, Studium an der Med-Uni Innsbruck, Rückkehr als Ausbildungsarzt ans Krankenhaus Reutte und in weiterer Folge berufliches Wirken als Mediziner im Außerfern wäre der Idealfall, um dem bestehenden Ärztemangel im Bezirk entgegenzuwirken.

 

Ärztliche Versorgung als Standortfaktor

„Wir haben den Vorbereitungskurs für den Aufnahmetest zum Medizinstudium bewusst in der Wirtschaftskammer organisiert“, erklärt WK-Bezirksstellenleiter Wolfgang Winkler und ergänzt: „Wir wollen die „Mediziner in spe“ aktiv dabei unterstützen, sich ihren Berufswunsch zu erfüllen und sie so an die Region binden. Wir hoffen, dass sie nach ihrer Ausbildung dann wieder in die Heimat zurückkehren.“ Das Bezirkskrankenhaus Reutte und die Lehrerschaft des BG/BRG Reutte sowie die Regionalentwicklung Außerfern unterstützten dieses LEADER-Projekt maßgeblich. Das bedeutet, dass 70 Prozent der Kosten für den Vorbereitungskurs übernommen wurden und die Teilnehmer nur noch 290 Euro bezahlen mussten. „Wir haben das Problem des künftigen Ärztemangels in der Region erkannt und suchen aktiv nach Lösungen“, freut sich Winkler über das gelungene Projekt. Im Frühjahr 2020 ist im WIFI Reutte der nächste Vorbereitungskurs für den Aufnahmetest zum Medizinstudium geplant.