Motorradlärm: Wenn Bayern und Tirol an einem Strang ziehen

Geschwindigkeit aufgenommen haben die Initiativen gegen den überhand nehmenden Motorradlärm.

Der Schneefall hat die Motorradfahrer an den beliebten Bergstrecken im Außerfern und im Oberallgäu mittlerweile eingebremst. Geschwindigkeit aufgenommen haben hingegen die Initiativen gegen den überhand nehmenden Motorradlärm. Kürzlich präsentierte die Interessensgemeinschaft „Xund‘s Lechtl“ die Ergebnisse von Lärmmessungen und forderte die Behörde zum Handeln auf. Seitens des Landes Tirol werden derzeit die versuchsweise verordneten Geschwindigkeitsbeschränkungen evaluiert. Zudem wird geprüft, ob Fahrverbote für Motorräder erlassen werden können. Bisher eher im Hintergrund setzten sich zahlreiche Außerferner Bürgermeister von Hotspot-Gemeinden für ihre lärmgeplagte Bevölkerung ein. Sie erwirkten nicht nur Geschwindigkeitsbeschränkungen sondern stellten auch zusammen mit dem Landratsamt Oberallgäu, der Stadt Sonthofen und der bayerischen Exekutive ein grenzüberschreitendes Projekt auf die Beine. Auf Tiroler Seite sind hier auch die Bezirkshauptmannschaft Reutte, das Baubezirksamt und die Polizei eingebunden. Die Bürgermeister Heiner Ginther, Martin Schädle und Hans Dreier vertreten die Außerferner Gemeinden. Dieses Projekt dient sowohl der Bündelung von Aktivitäten als auch der internationalen Vernetzung. Bereits im März dieses Jahres besuchte eine Delegation von Bürgermeistern und Vertretern von Polizei und Behörden aus dem Außerfern und den bayerischen Nachbarregionen das staatliche Bauamt in Weilheim. Diese Behörde ist zuständig für den Kesselberg, eine beliebte Motorradstrecke bei Kochl am See. Dort versucht man, mit Rüttelstreifen und Leitschwellen der Raserei und dem Kurvenschneiden Herr zu werden. Im Mai fand ein erster Runder Tisch zum Thema Motorradlärm im Landratsamt Oberallgäu statt. Für das Frühjahr 2018 ist eine grenzüberschreitende Regionalkonferenz geplant. Zudem sollen an den Ortsausgängen Hinweisschilder mit der Aufschrift „Motorradfahrer bitte leise fahren“ angebracht werden. Gerade die Ortsausgänge sind neuralgische Lärmzonen. Hier braucht es gestaffelte Geschwindigkeitsbegrenzungen, die zum beschleunigungsreduzierten Fahren auffordern. Der erste grenzüberschreitende Erfahrungsaustausch zeigte, dass die Probleme zwar überall die gleichen, die rechtlichen Instrumentarien aber oft sehr unterschiedlich sind. So gibt es in Deutschland keine Halterhaftung wie in Österreich oder der Schweiz, was das Strafen von durch das Tragen des Helms anonymisierten Rasern erschwert. Dafür findet man hier zahlreiche Streckensperren für Motorräder. Vor solchen radikalen Maßnahmen schreckte man in Tirol bislang zurück. Auf beiden Seiten der Grenze ist gegen den Motorradlärm allerdings noch kein Allheilmittel gefunden. Zum einen stehen der Exekutive nicht ausreichend Personalressourcen für eine konsequente Lärm- und Geschwindigkeitsüberwachung zur Verfügung. Zum anderen sind viele Motorräder völlig legal sehr laut. Die Typisierungsvorschriften legen nicht fest, dass die Lärmgrenzwerte über das gesamte Drehzahlband in allen Fahrsituationen gelten müssen sondern nur in einem engen Drehzahlbereich. Ziel des Projekts ist es daher auch, einen Forderungskatalog für den Gesetzgeber aufzustellen. Ein koordiniertes, internationales Auftreten soll diesen Forderungen mehr Gewicht verleihen. Dieses grenzüberschreitende Projekt wird koordiniert von der Regionalentwicklung Außerfern und gefördert über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung/Interreg-Programm Bayern-Österreich.