Steinach, Sterling | Unter dem Vorsitz von Präsident Helmut Gassebner trafen sich die Interreg-Räte, Vertreterinnen der Programme und Gäste aus dem nördlichen und südlichen Wipptal am 25. März im Gemeindesaal in Steinach. Seit nunmehr fast drei Jahren arbeitet der Interreg-Rat Wipptal unter dem Motto „Ein Wipptal ohne Grenzen“ an der Umsetzung einer gemeinsamen, grenzübergreifenden Entwicklung. Kürzlich konnte der Interreg-Rat in seiner achten Sitzung mehrere grenzüberschreitende Projekte genehmigen.
Themeneinführend das Interreg-Rat CLLD Management informierten Carmen Turin und Sabine Richter über die aktuellen Gegebenheiten in den Arbeitsgruppen und in der Ausarbeitung der grenzüberschreitenden Evaluierung. In den vergangenen Wochen und Monaten haben zahlreiche Sitzungen von Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen stattgefunden mit dem Ziel neue grenzüberschreitende Projekte zu erarbeiten.
In der Sitzung wurden insgesamt acht grenzüberschreitende Projekte vorgestellt, welche sich den Themenfeldern Wissenstransfer und Weiterbildung in der Landwirtschaft, Bildung und Jugend, Zusammenarbeit der Gemeinden, Tourismus sowie Schaffung von neuen grenzüberschreitenden Angeboten und Naturraum widmen. In einer Abstimmung wurden sieben Projekte mit einer Gesamtsumme genehmigt, für eines einem Grundsatzbeschluss zugstimmt:
Kleinprojekte
Beim Kleinprojekt „Grenzenloser Natur–Kreativ–Raum für Groß und Klein“ mit einer Gesamtsumme von € 50.000,- (€ 40.587,50 EFRE-Mittel) geht es darum, Kindern die Natur näher zu bringen und einen besonderen Naturbezug wachsen zu lassen. Den Wald als Erfahrungs- und Erlebnisraum zu nutzen und einen achtsamen und respektvollen Umgang mit Pflanzen, Tieren und Menschen zu leben. Der Wald wird zum Gruppenraum für Familien und weckt ein breites Verständnis für die Natur. Während im südlichen Wipptal ein Waldkindergarten errichtet wird, werden im nördlichen Wipptal Exkursionen und Workshops angeboten.
Durch dieses grenzübergreifende Schulungsprojekt „Landwirtschaft der Zukunft“ soll mit der Investition von € 19.960,- (€ 15.372,80 EFRE-Mittel) die ökologische Landwirtschaft in der Region und Wertschöpfungsketten gefördert, sowie Verbindungen zum Tourismus aufgebaut werden. Durch Exkursionen, Schulungen und Tagungen wird ein Aus- und Weiterbildungsangebot erarbeitet. Landwirten sollen sinnvolle und interessante Inputs angeboten werden, die sie dabei unterstützen sich auszutauschen, zu informieren und zusammenzuarbeiten. Vom Verarbeiter zum Konsumenten, unter Einbezug des Tourismus: Bildungsveranstaltung / Tagung im Bildungshaus St. Michael, Pfons, jeweils eine Austauschveranstaltung am Abend in Sterzing und Pfons, sowie eine Lehrfahrt sowie ein Lehrvideo zählen zum Projektinhalt.
Zur konkreten Einschätzung des Zustandes der Landshuter-Europahütte zu bekommen soll mittels des Projektes „Geologisches Gutachten der Alpenvereinshütte Landshuter-Europahütte zur Bewertung einer möglichen Restaurierung bzw. Neubau“ mit einer Projektsumme von € 14.500,- (€ 10.922,50 EFRE-Mittel) ein geologisches Gutachten erstellt werden.Technisch geologisches Gutachten (eventuell in Zusammenarbeit mit den Universitäten Innsbruck und München) zur konkreten Einschätzung baulicher Sanierungsmaßnahmen (mit elektrischen Strömen werden die Bewegungen dargestellt – wie eine Art Tomographie).
Das Kleinprojekt „Ökologische und gesellschaftliche Akzente setzen im Wipptal: Gemeinschaftsgärten und Essbare Gemeinden“ soll den Austausch und den Zusammenhalt der Bevölkerung des nördlichen und südlichen Wipptales stärken. Durch die Investition der Projektsumme von € 49.915,54 (€ 35.379,54 EFRE-Mittel) sollen mindestens zwei „Essbare Gemeinden“ im Wipptal entstehen. Das Bewusstsein für den Wert lokaler Lebensmittel und den Wert des eigenen Anbaus, sowie über Sorten- und Artenvielfalt soll gestärkt werden. Zudem ist geplant durch Exkursionen in bestehende „Essbare Gemeinden“ in Österreich Ideen für eine nachhaltige Umsetzung zu sammeln.
Mittelprojekte
Das Ziel des Mittelprojektes „Energie- und Kraftplätze“ mit einem Projektvolumen von € 99.400 und einer 80%igen Förderung (€ 79.520,- EFRE-Mittel) liegt in der Schaffung eines Themenweges der grenzüberschreitend in zwei Regionen entstehen soll. Der Weg soll die natürlichen Kraft- und Energiepunkte entlang der Wege für das breite Publikum (Einheimische und Gäste) zugänglich machen. Dabei spielt auch das Thema „barrierefrei“ eine wichtige Rolle. An allen Plätzen werden Informationstafeln für die jeweiligen Besonderheiten des Ortes angebracht. Im gesamten Süd- und Nord Tirol gibt es derzeit keinen vergleichbaren Kraftweg.
„Wassererlebniswege“ mit einer Gesamtsumme von € 199.800,- und Unterstützung aus dem EFRE-Fonds mit € 159.840,- sollen im nächsten grenzüberschreitenden Projekt entstehen. Im nördlichen Wipptal soll als erster Schritt die Konzepterarbeitung in Auftrag gegeben werden, bei dem die beste Trassierung für RadfahrerInnen, Wanderer und RollstuhlfahrerInnen mit geeigneten Stops zum Thema Wasser entlang des Gschnitzbaches (Steinach-Gschnitz) gefunden werden. Weiters gilt es die Rast bzw. Erholungsplätze dezent mit ortsspezifischen naturpädagogischen Inhalten zu bespielen (barrierefrei). Im südlichen Wipptal hingegen wird der gesamte Talwanderweg mit verschiedenen Stationen bespielt. Der Talwanderweg wird zudem kinderwagenfreundlich aufbereitet und an den derzeit bestehenden Engstellen verbreitert werden. An dem Spazierweg sollen abwechslungsreiche Stationen mit Spielen, zum Klettern, Rutschen, und Bänke zum Verweilen und Ruhe tanken aufgestellt werden.
Der Inhalt des Projektes „Bergwelten“ mit einer Gesamtsumme von € 107.300,- und einer 80%igen Förderung von € 85.840,- aus EFRE-Mitteln ist eine gemeinsame Image-Filmproduktion. Servus TV möchte die touristischen Akteure des gesamten Wipptals in zwei Sendungen (Sommer & Winter) und die unbekannte Seite der Brennerregion vorstellen. Dabei geht es um die Bergwelt der Region, deren Ortschaften und Bewohner, um die gemeinsame Kultur und Geschichte. Neben der Ausstrahlung in Servus TV erhalten beide Regionen noch die Sendung und jeweils Filmclips zur freien Verwendung.
Mit diesem gemeinsamen Mittelprojekt „Erlebnis Energie und Wasser“ (€ 199.615,- / € 159.692,- EFRE-Mittel) möchte man die Naherholungszonen in Ratschings und Trins mit geeigneten Maßnahmen aufwerten. Start und Zielpunkt ist der Parkplatz Flading, von wo man entlang des bestehenden Wanderweges Richtung Klammalm/Hohe Kreuzspitze nach etwa 15 min. Gehzeit die „Pfeiferhuisile Aussichts-plattform“ erreicht. Diese etwa 12 Meter lange Aussichtsplattform soll dem Besucher ein spektakuläres Erlebnis bieten - die beiden Wasserfälle sollen hautnah erlebbar gemacht werden. In Trins wird Nähe des Landschaftsteichs ein Spielplatz zum Thema ENERGIE errichtet. Wasser- und Sonnenenergie werden spielerisch dargestellt und laden Kinder zum forschen und experimentieren ein.
Abschließende Worte findet Interreg-Rat Präsident Helmut Gassebner: „Jetzt zeigen sich die Früchte unserer grenzübergreifenden Arbeit. Damit steigt auch wieder die Motivation der Akteure, sich in der gemeinsame Entwicklung des nördlichen und südlichen Wipptales zu engagieren.“ Weiters beschreibt er das Potential des Grenzraumes rund um den Brenner und dankt allen für die gute Zusammenarbeit und ihr Engagement.